Globale Märkte und stetig wachsender Preisdruck aufgrund der Transparenz der Marktpreisniveaus durch Internetanbieter haben zu der Notwendigkeit einer internationalen Koordination des Pricing geführt. International-Pricing umfasst Organisation, Prozesse und Methoden der internationalen Preissteuerung und Preissetzung.
Häufig geht es auch um die Behebung von Altlasten aus Zeiten, in denen die nationalen Märkte noch weitgehend abgeschottet waren. So sind Preisunterschiede zwischen direkten Nachbarländern in der Eurozone von 40 Prozent und mehr auch heute keine Seltenheit. Diese Unterschiede werden unter anderem bedingt durch die Kaufkraft, Steuerbelastung und Währung eines Landes. So liegen die Preise in der Schweiz um rund 62 Prozent über dem EU-Durchschnitt, die Preise in Bulgarien 49 Prozent darunter. Auch in den Konditionensystemen der verschiedenen Länder gibt es teils gravierende Unterschiede: So kann das Rabattniveau vom einen zum anderen Land stark variieren.
Dies bietet ein weites Betätigungsfeld für Reimporteure und Graumarkthändler, die allein von den regional unterschiedlichen Preisen leben und ein reges Cross-Border-Arbitragegeschäft betreiben. Für den Hersteller ist dies eine nicht zu unterschätzende Gefahr. Konzentrieren Distributoren und globale Einkaufsorganisationen ihr Sourcing zukünftig noch stärker auf die Niedrigpreisländer, so bedeutet dies ein massives Profitabilitätsrisiko bis hin zur Gefährdung der Unternehmensexistenz vieler Hersteller. International-Pricing steuert dieser Entwicklung proaktiv entgegen.
Lokalen Absatzpotenzialen werden die langfristigen Graumarktrisiken gegenübergestellt. Abgestimmte Preisniveaus gewährleisten lokale Handlungsfähigkeit bei tragbarem Graumarktrisiko. Ein wichtiges Instrument zur operativen Umsetzung ist der Preiskorridor. Dessen Ziel ist stets eine internationale Preisharmonisierung unter Berücksichtigung der verschiedenen Eigenschaften der jeweiligen nationalen Märkte.