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Mobilität im Wandel – Netflixen für Autofahrer:innen?

Die Welt der Mobilität ist stetigem Wandel unterworfen. Neue Konzepte wie E-Mobilität sowie die weiter zunehmende Globalisierung und Digitalisierung verändern die Geschäftsmodelle der großen Automobilkonzerne und -händler. Neu im Trend: Auto-Abo-Modelle.

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Vor Kurzem haben wir uns angeschaut, wie die Funktionen von Autos auch nach dem Kauf noch erweitert werden können. Inzwischen ist es aber nicht nur möglich, das eigene Auto over-the-air zu upgraden, viel mehr noch kann mittels Abo-Modellen sogar einfach zwischen verschiedensten Automobilen gewechselt werden.

Auto-Abo-Modelle bieten meist kurze Vertragslaufzeiten und umfassende Komfortpakete an. Diese umfassen unter anderem Versicherungen, Wartung und Abschreibungen – alles Aufgaben, um die sich Autobesitzer:innen ansonsten selbst hätten kümmern müssen. Nur das Tanken müssen die Abonnent:innen selbst übernehmen.

Noch im letzten Jahr waren solche Modelle circa 82 Prozent aller Deutschen überhaupt kein Begriff. Das dürfte sich in Zukunft entscheidend verändern.

Auto-Abo-Modelle auf dem Vormarsch

Zunehmend sprießen die Abo-Modelle aus dem Boden und es scheint, als ob alle Anbieter ein großes Stück vom Kuchen abhaben möchten. Neben neuen, auf Abo-Modelle spezialisierten Portalen (zum Beispiel Cluno oder Faaren), versuchen auch zunehmend klassische Anbieter auf den mit Volldampf voranpreschenden Zug aufzuspringen. Von klassischen Großkonzernen (zum Beispiel VW oder Volvo) bis hin zu Leihfirmen (zum Beispiel Sixt mit Sixt+) bieten nun fast alle großen Player Abo-Modelle an.

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Überblick der Abo-Modelle: Neben Kauf, Leasing und Carsharing bieten viele Unternehmen mittlerweile Abo-Modelle für Autos an.

Die Vorteile liegen auf der Hand: Kund:innen genießen eine enorme Flexibilität bei einfacherer Kostenkalkulation. Sie wollen für ein halbes Jahr eine Europareise machen, haben aber kein Auto? Kein Problem – Sie können einfach ein Auto abonnieren. Ihr Kind macht drei Monate Praktikum in der 30 Kilometer entfernten Stadt? – Schließen Sie ein Drei-Monats-Abo ab.

Auch für Händler lohnt sich das Modell: Die Subscription-basierten Einnahmen sind regelmäßig und lassen sich leicht berechnen. Außerdem wird die Marktattraktivität der Produkte gesteigert: Wer einmal im Leben einen schicken Luxuswagen fahren möchte, kann ihn sich jetzt einfach für eine Zeit abonnieren, ohne ihn direkt kaufen oder leasen zu müssen. Durch ständigen Kontakt zu den Kund:innen wird es zudem einfacher, deren Bedürfnisse zu antizipieren und angemessen auf Veränderungen zu reagieren.

Wohin geht die Reise?

Abo-Modelle befinden sich also irgendwo im Nebel zwischen Carsharing und Leasing. Verstärkt bewegt sich das Abo-Modell in Richtung einer Hybridisierung: So kann zum Beispiel im Abo-Modell Lynk des chinesischen Konzerns Geely das abonnierte Auto auch geteilt werden – nämlich für 17 Euro pro Tag. Lynk wirbt damit, dass mit dieser Art integriertem Carsharing Kosten für das Abo gespart werden können.

Ein anderer Treiber dieser Entwicklung ist Elon Musks aufstrebender Konzern Tesla. Dieser setzt mehr und mehr auf software-basierte Abo-Pakete, die den Kund:innen angeboten werden und setzt auf Bindung und Komfort. Durch bahnbrechende Fortschritte im Software-Bereich ist der Konzern mittlerweile ein Vielfaches so viel Wert wie die größten deutschen Automobilkonzerne zusammen. Teslas Fahrzeuge fungieren dabei als Sprungbrett zur Kundengewinnung für das stetig wachsende Angebot an Software-Lösungen auf Subscription-Basis, das viel lukrativer ist als der Verkauf der Fahrzeuge. Auf die Frage, warum Tesla so erfolgreich ist schreibt das Manager-Magazin (30.11.2020): „Tesla ist viel mehr wert als jeder andere Autokonzern, weil Tesla auch viel mehr ist als ein Autokonzern.“

Die klassische Automobilindustrie wird um eine Auseinandersetzung mit einer Erweiterung ihres Portfolios und ihrer Geschäftsmodelle im Zuge der Digitalisierung nicht mehr herumkommen – und sie muss schnell reagieren, um nicht weiter und weiter abgehängt zu werden.

 

 

Quellen:

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R&P-Geschäftsführer Gregor Buchwald
Autor

Gregor Buchwald

Managing Partner

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